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21.09.2022
EU-Kommissarin Vălean nimmt Mitgliedsstaaten in die Pflicht
Adina Vălean, EU-Verkehrskommissarin, hat bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung der InnoTrans die EU-Mitgliedsstaaten für Verbesserungen im Eisenbahnsystem in die Pflicht genommen. Sie wolle die Mitgliedsstaaten fragen, ob sie bereit seien, ambitionierte Markt- und Technikgesetzgebung für mehr Wettbewerb auf der Schiene zu schaffen und Verkehrsinvestitionen auf die Schiene zu konzentrieren, sagte Vălean. Zuletzt hätten einige Mitgliedsstaaten einfach akzeptiert, dass ihre Bahnsysteme schlecht performen. EU-Subventionsprogramme könnten die in den vergangenen Jahren mangelnden Investitionen in das System nicht ausgleichen. Von der Schienenverkehrsindustrie forderte sie, ihre Kapazitäten den Bedürfnissen entsprechend aufzubauen, standardisierte und leistbare Angebote zu schaffen. Die Verkehrsunternehmen rief sie auf, ihre Angebote durch Innovation zu verbessern. Bei der Verbesserung des Schienenverkehrs bezeichnete sie sich als „Freundin“ aller Beteiligten.
Bundesverkehrsminister Wissing: „Infrastruktur ist sicherheitsrelevant“
Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing hat bei der InnoTrans-Eröffnung angeregt, eine verlässliche Infrastruktur als Staatsziel in die Verfassung aufzunehmen. In Anbetracht des Ukraine-Kriegs zeige sich, dass Schieneninfrastruktur sicherheitsrelevant sei: Unter anderem leidet Deutschland unter Gasknappheit und steigenden Energiepreisen, verstärkt müssen fossile Energieträger über die Schiene transportiert werden. Schwächen in der Infrastruktur seien deshalb „Sicherheitslücken für die Bevölkerung“. Vor dem internationalen Publikum skizzierte er außerdem die Strategie, mit der Deutschland seine Schieneninfrastruktur erneuern möchte: Alle notwendigen Bauarbeiten auf den vielbelasteten Hauptkorridoren sollen gebündelt und dafür die Korridore nacheinander komplett gesperrt werden. Dafür sollen sie danach für viele Jahre baufrei bleiben. Neben dem Infrastrukturausbau solle die Digitalisierung des Netzes dabei helfen, die bestehende Infrastruktur besser zu nutzen.
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Bewegende Grußworte zum offiziellen Start der InnoTrans
Damit hatten wohl die wenigsten der rund 1.000 eingeladenen Gäste gestern bei der offiziellen Eröffnung der InnoTrans im Palais Berlin gerechnet: Zu Wort kam auch Olexander Kamyschin, CEO der ukrainischen Bahn. In einer kurzen, aber bewegenden Grußbotschaft richtete er persönlich einige Worte an das Publikum. Dabei betonte er die zentrale Rolle seines Unternehmens im Krieg gegen die russischen Angreifer. Die Bahn leiste unverzichtbare Beiträge, unter anderem beim Transport von Flüchtlingen oder von Weizen. Mittlerweile seien 244 Eisenbahner im Einsatz ums Leben gekommen. Kamyschin betonte, dass sein Land auch weiterhin auf auswärtige Hilfe in dem Krieg angewiesen sei. Und er dankte anderen europäischen Bahnunternehmen für ihre Unterstützung. Die Deutsche Bahn etwa hatte bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn Flüchtlingstransporte organisiert. Zudem hilft die DB bei der Lieferung von Hilfsgütern. Bahnchef Richard Lutz versicherte, sein Unternehmen werde die Ukraine auch weiterhin unterstützen.
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Industrievertreter sehen Schwerpunkte bei alternativen Antrieben und Datenökosystem
Bei der Podiumsdiskussion im Anschluss an die offizielle Eröffnung der InnoTrans herrschte weitgehende Einigkeit: Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär, Michael Peter, CEO von Siemens Mobility, Henri Poupart-Lafarge, CEO von Alstom und Peter Spuhler, Group CEO a.i. von Stadler, betonten die Wichtigkeit alternativer Antriebe zur Erreichung der Klimaziele. Peter Spuhler verwies darauf, dass die aktuelle Lebensdauer von Batteriepaketen nur bei sieben bis acht Jahren liege und der Wirkungsgrad von Wasserstoffantrieben weniger als 30 Prozent betrage. Eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre, so der Tenor, sei die Effizienzsteigerung des Systems Bahn. Henri Poupart-Lafarge formuliert als Ziel bis 2030 eine Verdopplung der Passagierzahlen und eine Verdreifachung des Frachtaufkommens. Die Datenerfassung und -nutzung im Schienenverkehr ist ein weiterer Punkt, an dem Handlungsbedarf besteht. Laut Michael Peter ist es wichtig, hierbei eine Harmonisierung zu erreichen. Michael Theurer verwies hierzu auf das noch zu erarbeitende Mobilitätsdatengesetz, das unter anderem festlegen soll, wem die Daten gehören, was „keine triviale Angelegenheit ist“.
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Europe’s Rail stellt neuen „Solution Catalogue“ vor
Das EU-Innovations-Partnerschaftsprogramm Europe’s Rail hat heute seinen neuen „Catalogue of Solutions 2022“ vorgestellt. Das erste Exemplar des Berichts übergab Geschäftsführer Carlo Borghini an Verkehrskommissarin Adina Vălean. In dem Katalog sind 70 gemeinsame Entwicklungen von Mitgliedern des Gemeinschaftsunternehmen aufgelistet. Sie sollen Effizienz und Innovation in den Bereichen Passagierverkehr, Verkehrsmanagement, optimierte Infrastruktur, digitale „Mobility-as-a-Service“-Angebote, Güterverkehr und Querschnittsbereiche bringen. Einige Entwicklungen sind bereits marktreif, andere noch im Prototyp-Stadium. Die vorige Ausgabe des Berichts von 2019 – damals noch vom Vorgängerprojekt „Shift2Rail“ – hatte noch 54 Lösungen beinhaltet.
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Der Vectron wird schneller
Bislang war bei 200 Stundenkilometer Schluss – künftig werden 230 möglich sein. Siemens hat seine Lokomotive Vectron „beschleunigt“. Die tschechische Staatsbahn ČD hat für den internationalen Personenverkehr 50 Lokomotiven bestellt – mit einem Full-Service-Vertrag über 15 Jahre. Die Zulassung soll in sechs Ländern erfolgen: Tschecieni, Deutschland, Österreich, Polen, Slowakei und Ungarn. Und optional soll auch die Zulassung für Dänemark erfolgen, so die ČD auf der Messe. Die Bahngesellschaft will mit den neuen Vectron bis 2025 die EC-Züge Prag – Berlin – Hamburg auf neues Wagenmaterial – dem ČD-Railjet – umstellen. Die Lok bekommt die Siemens-eigene ETCS-Fahrzeugausrüstung Trainguard 200. Diese ist spezifiziert für das Europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS Level 2 Baseline 3R2. Zusätzlich werden die nationalen Class B-Sicherungssysteme eingebaut. Gegenüber den bisherigen Vectron-Lokomotiven hat Siemens außer der Getriebeübersetzung nur wenige Anpassungen vornehmen müssen. Diese betreffen in erster Linie das Fahrwerk (Dämpfer, Motoraufhängung).
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Wasserstoff und Batterie sind Themen der InnoTrans
Wasserstoff-Antriebe mittels Brennstoffzellen sind auf der InnoTrans eines der großen Themen. Allein für den Regionalverkehr werden zwei Züge gezeigt, die nach unterschiedlichen Konzepten aufgebaut sind. Stadler zeigt den Flirt H2, den ersten Wasserstoffzug für die USA. Dies sei aber kein Prototyp, sondern ein Serienfahrzeug, so Ansgar Brockmeyer, Leiter Verkauf und Marketing. Das Besondere an dem Zug sei die Anwendung der Technik: Die gesamte Wasserstoff-Technik ist in dem mittig angeordneten „Powercar“ untergebracht – die Fahrgastbereiche in den Endwagen, die dem elektrischen Flirt entsprechen, sind frei von H2-Techniken. Anders der Siemens Mireo Plus H. Dieser Zug hat die Wasserstofftechnik aus dem Dach eines weitgehend mit dem elektrischen Mireo identischen Zuges eingebaut. Der Stadler Flirt H2 soll ab 2024 in Kalifornien fahren und dort auch bei großer Hitze und damit hoher Leistung für die Klimaanlage die geforderten rund 500 Kilometer am Tag ohne nachtanken absolvieren. Um den Betrieb von Regionalzügen lokal emissionsfrei zu bekommen, ist der Batterieantrieb auch eine Option. Stadler stellte zusammen mit dem Auftraggeber Nah.SH (Nahverkehrsgesellschaft Schleswig-Holstein) den neuen Flirt Akku vor. Das Fahrzeug kann unter Oberleitung fahren oder mit der Batterie. Die ersten der 55 bestellten Züge gehen im Mai 2023 in den Fahrgastbetrieb. Damit werden dann rund 40 Prozent der Leistungen im Regionalverkehr von Schleswig-Holstein mit Batteriezügen erbracht.
Konsortium wird Wasserstoff-betriebene Fahrzeuge und Wasserstoff im Set verkaufen
Der polnische Schienenfahrzeughersteller Pesa und der polnische Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber PKN Orlen haben am Dienstag auf der InnoTrans eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit bei mit Wasserstoff betriebenen Schienenfahrzeugen unterzeichnet. In einem gemeinsamen Konsortium werden die beiden Unternehmen ein Angebot für Eisenbahnverkehrsunternehmen entwickeln, das die Lieferung von Rollmaterial zusammen mit der Versorgung mit Wasserstoff und Lösungen zur Betankung umfasst. Die Vereinbarung sei ein klares Zeichen für den Markt, dass die von Pesa hergestellten Fahrzeuge eine gesicherte Versorgung mit Wasserstoff hätten, sagte Krzysztof Zdziarski, Präsident von Pesa. Für PKN Orlen ist die Vereinbarung Teil der Wasserstoffstrategie: Bis 2030 will der Konzern rund 7,5 Milliarden polnische Złoty (rund 1,6 Milliarden Euro) investieren, so dass dann fast die Hälfte des vom Unternehmen produzierten Wasserstoffs emissionsarm und emissionsfrei sein wird, betonte Daniel Obajtek, Vorstandsvorsitzender von PKN Orlen. Pesa und PKN Orlen präsentierten auf dem Freigelände gemeinsam eine Wasserstoff-Rangierlokomotive mit einer mobilen Tankstelle. Die Rangierlokomotive wird nach der InnoTrans die letzten Zulassungstests auf der Strecke in Żmigród absolvieren und voraussichtlich im ersten Quartal 2023 im PKN Orlen-Produktionswerk in Płock in Betrieb genommen.
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Berlins neue E-Busse kommen von Ebusco
Der niederländische Hersteller Ebusco zeigt im Bus Display der InnoTrans den vollelektrischen Stadtbus 3.0 (Foto). Vor dem Nordeingang steht das Modell 2.2, der neue E-Bus für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Das erste von insgesamt 90 Fahrzeugen wurde Ende August in der Hauptstadt präsentiert. Die E-Busse sind 12 Meter lang und bieten rund 70 Fahrgästen Platz (35 sitzend). Die Batterien der Depotlader haben einen nutzbaren Energiegehalt von 419 Kilowattstunden, womit sie nach Herstellerangaben 290 Kilometer ohne Zwischenladung fahren können. Peter Bijvelds, Geschäftsführer von Ebusco, freut sich auf die Tage der InnoTrans. Die Messe biete die Möglichkeit, sich mit Branchenkollegen auszutauschen und die eigenen Produkte zu präsentieren.
Neue Bremssysteme von Knorr-Bremse sowie Liebherr und Siemens Mobility
Im Gegensatz zum konventionellen pneumatischen Bremssystem werden bei der elektromechanischen Bremse (EM-Bremse, Foto) von Knorr-Bremse Bremssignal und
-energie rein elektrisch erzeugt und übertragen. Durch das schnellere Anlegen und Lösen verkürzen sich die Bremswege, die Streckenkapazitäten werden erhöht. Bei reduzierten und vereinfachten mechanischen und elektrischen Schnittstellen ermöglicht die EM-Bremse den „Airless Train“ – einen Zug ohne komplexes System aus Kompressoren, Druckluftbehältern und -leitungen oder Hydraulik. Auch Siemens Mobility hat mit Liebherr eine neue Bremstechnologie entwickelt. Sie wird erstmals Ende 2022 beim U-Bahn-Projekt „X-Wagen“ in Wien (Österreich) eingesetzt. Wesentlicher Bestandteil des druckluftfreien Bremssystems ist der elektrohydraulische Bremsaktuator, den Siemens Mobility und Liebherr gemeinsam entwickelt haben. Dieser setzt die Bremskraft für das System um. Im Unterschied zur herkömmlichen Druckluftbremse erfolgt die Steuerung der Bremse vollständig elektrisch. Dieses „Brake-by-Wire“-System macht alle Druckluftleitungen und pneumatischen Komponenten zur Bremssteuerung überflüssig.
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Saudi Arabian Railway Company treibt Bahn-Großprojekt voran
Saudi-Arabien verfolgt ehrgeizige Pläne beim Ausbau seines Bahnsystems – und kommt damit auch auf der InnoTrans voran. Sein Land habe bereits Verträge mit der Deutschen Bahn und mit Siemens abgeschlossen, sagte Dr. Bashar Khalid Al Malik, CEO der Saudi Arabian Railway Company (SAR), im Gespräch mit InnoTrans Daily. Beim Projekt mit der DB gehe es unter anderem um Wissenstransfer, bei dem Projekt mit Siemens auch um das Thema Ticketing. Weitere Details will SAR in Kürze bekannt geben. Saudi-Arabien plant sein Bahnsystem bis 2030 erheblich auszubauen. So soll das Schienennetz von derzeit rund 5.000 Kilometern um 8.000 Kilometer vergrößert werden. Der Frachttransport soll sich von derzeit 18 Millionen Tonnen jährlich auf 60 Millionen Tonnen mehr als verdreifachen. Zudem ist geplant, die Passagierzahlen deutlich zu erhöhen. Mit den Ausbauplänen will sich Saudi-Arabien als Drehkreuz in der Region positionieren sowie seine Wirtschaft stärker diversifizieren. Man sei auch weiterhin auf der Suche nach potenziellen Partnern, um die Pläne umzusetzen, erläuterte Dr. Khalid Al Malik.
MES Expo auf der InnoTrans
Auf der InnoTrans nimmt die Zulieferindustrie einen wichtigen Stellenwert ein und so ist auch die MES – Mobility Electronics Supplier Expo 2023 mit einem eigenen Stand (Halle 10.1, Stand 400) vertreten. Täglich um 11 Uhr beginnen am Stand geführte Rundgänge zum Thema Elektrotechnik in der Mobilitätsbranche. Eine vorherige Anmeldung hierfür ist nicht erforderlich. Die MES Expo ist die internationale Fachmesseplattform für die Elektronikzulieferindustrie der Mobilitätsbranche. Nach 2019 und 2021 findet sie 2023 vom 7. bis 9. November auf dem Messegelände Berlin statt. Neben der Ausstellung aus den Bereichen Automotive Technology, Utility Vehicle Technology und Railway Technology bietet sie ein umfangreiches Rahmenprogramm für den Austausch zwischen Fachbesuchern und Branchenexperten.
Wichtige Termine am 21.09.2022
•  10.00 - 12.00 Mobilität neu denken: Innovationspfade für eine neue Ära intelligenter Klimalösungen, Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB), palais.Berlin
•  10.00 - 13.30 Vom Passagiererlebnis bis zum vernetzten Fahrzeug - Co-Innovation für erfolgreiche Mobilitätslösungen! CityCube Berlin, Ebene 3, M1-3
•  14.00 - 16.00 In Zukunft automatisiert - Schienenverkehr in Deutschland auf einem neuen Level, Deutsches Verkehrsforum (DVF), palais.Berlin
•  14.00 - 16.00 Tunnelerneuerung unter Betrieb, CityCube Berlin, Ebene 3, M8
•  15.00 - 16.00 Ramboll - Nächster Halt Klimaneutralität - urbane Verkehrswende auf die Schiene gebracht, Halle 15.2, Speakers’s Corner
 
Alle Termine finden Sie bei InnoTrans Plus

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InnoTrans Daily unterwegs
Der InnoTrans Daily ist auch zum Download in der InnoTrans Report-App und auf www.innotrans.com.
World Innovation Guide
Zur InnoTrans 2022 veröffentlichen wir einen exklusiven World Innovation Guide. Der Guide beinhaltet alle Weltpremieren aus den fünf Messesegmenten Railway Technology, Railway Infrastructure, Public Transport, Interiors und Tunnel Construction, die weltweit zum ersten Mal einem Fachpublikum präsentiert werden.
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